Dienstag, 23. April 2024 17:41

Beach-Volleyball-Meisterschaften 2012 Timmendorf

20. Timmendorfer deutsche Beach Volleyball Meisterschaften

Gedanken im Jahr des ersten Olympiasieges.

cameronmarcusIch bin seit 16 Jahren jedes Jahr in Timmendorf und auch bei vielen anderen deutschen Beach-Turnieren. Nun ist es an der Zeit, Entwicklungen Revue passieren zu lassen.

Die Faszination packte mich vor meinen Ambitionen als Hallen VB Trainer. Der Kampf 2 gegen 2 war für mich, als ehemaliger Boxer, elementarer, als im "Gewimmel" von 6 Spielern unterzugehen. Man spielte noch bis 15 Punkte  und nur wer den Aufschlag hatte, konnte auch punkten.

Die Epoche von Axel Hager und Jörg Ahmann begann. In Berlin gab es mit CityBeach eine unbeheizte Beach-Halle mit Aussenklo. Ich erinnere mich an Winter um die minus 15 Grad. Der Sand war so schweinekalt. Und wehe, du musstest mal.

Die Beach Masters Tour wurde 1987 von Frank Mackenrot ins Leben gerufen, auch im eigenen Interesse. Der ehemalige Hallen-Mittelblocker spielte noch eine Weile ganz vorne mit. In Timmendorf wurde dann 1992 zum ersten Mal der deutsche Meister ermittelt, Verdienst des engagierten Bürgermeisters Volker Popp, der dieses Jahr im Juni an Krebs verstarb. Er machte aus einem verschlafenen Seebad einen fest stehenden Volleyball Begriff.

Mit dem 3. Platz in Sydney von Jörg Ahmann und Axel Hager wurde Beach- VB bekannt und populär.

Beachplätze schossen aus dem Boden und wurden in Hotelanlagen zur Pflicht.

Bei der Tour feiert man mit den Spielern die Players Night. Man kennt sich, quatscht. Der eine oder andere Halbfinalist geht erst um 5 Uhr früh…. und muss um 9:00 spielen.

Es ist noch Spass.........., aber das ändert sich. Der Profisport setzt sich durch.

Nach Axel und Jörg kamen Scheuerpflug/ Ottke, Diekmann/Diekmann; Reckermann/Klemperer und viele mehr, die ich gar nicht alle aufzählen kann. Das ist die Zeit, in der ich als Zuschauer auf den Turnieren unterwegs war.

2000 kommen Wolfgang Reichenbacher und ich überein, eine Kinder- VB- Gruppe in der Turnerschaft Schöneberg zu gründen. Meine ersten drei Spieler, 10 Jahre alt, bringe ich mit. Wir spielen ...... Beach- VB in der Sporthalle. Dann kam erst ein neuer, anschließend kam Mats Wortmann. Die Begeisterung der Kinder war so groß, dass die Gruppe schnell wuchs. Und vorbei war es mit Beach- VB 2 gegen 2 in der Halle. Wir waren zu viele. Meine drei ersten Spieler hörten auf, hatten keine Lust auf Hallen- VB.

Im Jahr 2002 war dann die World Tour in Berlin. Ein fester Termin für die Kids und mich, zumal wir auch auf den nicht bespielten Feldern selbst spielen konnten. Es war eines der ersten Turniere, die Jonas Reckermann mit Markus Diekmann zusammen spielte. Jonas hatte davor mit David Klemperer erfolgreich international gespielt. Markus war mit seinem Bruder Christoff Diekmann unterwegs. Ich sprach Jonas nach Autogrammkarten für meine Kids an. Bedauernd sagte er, die würden erst morgen fertig und so waren wir zum nächsten Tag verabredet. Da gab er mir dann 10 Postkarten große Autogramme und die Kids waren beim nächsten Training tierisch beeindruckt.

Inzwischen spielt Mats in der Regionalliga, Manuel trainierte in seinem „freiwilligen Jahr“ mit der ersten Liga in Chile, Gregor macht die Strände von Australien unsicher und viele andere haben ihren sportlichen Weg gefunden. Alle spielen noch gerne mal in unserer „Rocky Balboa Halle“ im Robert- Blum- Gymnasium. Begonnen hat alles vielleicht mit einer Autogramm Karte von Jonas und Markus.

jonasjuliusAls diesjähriger Olympiasieger sorgt Jonas dafür, dass ich am Freitag bis 17:00 nicht auf die Tribüne komme. Jeder Depp meint sich plötzlich für Beach- VB interessieren zu müssen. Aber wenigstens kann ich noch Kay Matysik und Johnny Erdmann sehen. Sie gewinnen 2:0 gegen Berken/Romund.

Kay hat zu meiner Zeit bei City Beach angefangen mit professionellem Beach- VB. Zuletzt hat er bei meinem Trainerlehrgang während der Beacheinheit auf dem Nebenfeld trainiert. Er hat mit seinem Trainer „Ball über die Schnur“ (nur eine Ball Berührung) gespielt, jedoch auf dem ganzen Feld. Mann…. ist der schnell. Und ziemlich cool. Elias erinnert mich häufig an ihn. Der nimmt gewonnene Bälle und erfolgreiche Angriffe auch als selbstverständlich und bewegt sich extrem lässig.

Das letzte Spiel hatten nochmal Jonas und Julius gegen die 10. der Setzliste, Finn Dittelbach und Steffen Drößler. Bei Jonas und Julius klappt einfach alles. Beim Stand von 6:1 hat Jonas schon 4 mal erfolgreich geblockt. Die beiden hoffnungslos unterlegenen sind so sympathisch. Sie lachen bei den Punkten, die Jonas und Julius zurückzaubern, und zeigen von selbst an, wenn ein Ball noch auf der Linie war, und die Schiedsrichter anders entschieden haben. Sie freuen sich wie verrückt über jeden Punkt.

Jonas und Julius spielen ihr Ding knallhart durch, ohne sich nur etwas zurückzunehmen. Mit mir hat das mal einer gemacht. Bei einem Mitternachts- Beachturnier meinte der, er muss nicht mehr schlagen und hat nur noch in die Ecken gelegt. Das war so demütigend, dass ich das nie vergessen habe (und das Turnier danach abgebrochen). Anstatt einem die Gelegenheit zu geben, zwei oder drei Bälle spektakulär zu retten oder noch zu holen, wird man bloß gestellt. Das habe ich meinen Kids nie beigebracht. Man weiß, dass man verliert, aber man kann mit einem guten Gefühl rausgehen, wenn man gut gespielt hat.

Am Rande spielt sich etwas ab, was wir aufmerksam beobachten. Eric Koreng, der Blockspieler von David Klemperer, hat sich mit Alex Walkenhorst zusammen getan.

alexwalkenhorstDavid hat sich nach der Olympiapleite zur Ruhe gesetzt. Alex, mit 2,06 m auch ein hervorragender Blocker, ist mir aus St. Peter Ording in bester Erinnerung. Alex ist ein sehr emotionaler Spieler. Er lacht und freut sich, feiert Punkte und Siege, aber kann auch echt rumpöbeln, wenn er mit Schiedsrichterentscheidungen nicht einverstanden ist. So geschehen in St. Peter Ording. Ein Ball ist neben der Seitenlinie ; der 2. Schiri sagt: Aus –  der 1. Schiri sagt: Drin ; Alex meckert und besteht auf Kontrolle vom 1. , nach dem Abdruck zu gucken – der lehnt ab (beim Stand 19: 19) ; also Satz verloren. Im nächsten Satz wird Netzberührung von Alex gepfiffen, gegen seine Auffassung. Und als sie dann noch unsauberes Zuspiel abpfeift, packt Alex seine Tasche und verlässt das Spielfeld. Sein Partner Katzschmarek guckt verdutzt. Nach 5 Min kommt Alex wieder und beendet das Spiel  (hat nicht mal „gelb“ bekommen. Die Schiedsrichterin war eine Null). Jedenfalls machte mir das Alex sehr sympathisch.

Katzsche ist verletzt, deshalb die zwei Blocker hier zusammen bei der deutschen Meisterschaft.

Das erste Spiel verlieren die beiden, weil sie ja noch nie zusammen gespielt haben, aber dann kämpfen sie sich durch die Looser Runde bis ins Halbfinale. Am Sa. Abend spielen sie im Achtelfinale das letzte Spiel und Alex ist völlig erledigt. Eric geht zum Block, um Alex zu schonen. Ein letztes Aufbäumen von Alex und sie gewinnen knapp. Vorher sagte er noch in einem Interview: " Wenn ich ohne Medaille nach Hause komme, kriege ich zwei Wochen kein Abendbrot." Seine Schwester Kira Walkenhorst ist gerade eben deutsche Vizemeisterin geworden.

Kay und Johnny gewinnen ihr Halbfinale klar.

juliusjonasJonas und Julius gehen ein. Alex und Eric haben Spaß und gewinnen den ersten Satz mit 21 :19 nach einem Block von Eric. Auszeit von Jonas/Julius bei 0 : 4 ; Bei 6 : 1 nimmt Julius eine medizinische Auszeit. Alex und Eric gewinnen klar, stehen im Finale und ich freue mich für die beiden. Natürlich war ich für die „Underdogs“. Julius hat das Spiel um den dritten Platz abgesagt. Jonas hat ein Showspiel mit Windscheif und Goller/Ludwig (die auch als Favoriten recht früh rausgeflogen sind bei dieser Meisterschaft ). Lustig, aber weniger schön, dass die Männer bei diesem Mixed Spiel, Frauen- T-Shirts getragen haben.

Jetzt vertreibt uns die Security von den Bänken im Spielerbereich. Nicht mal mein Presseausweis hilft hier noch. Wir beschließen nach Hause zu fahren und das Finale auf Sport 1 zu gucken.

Zum Glück erwähnt niemand im Radio das Ergebnis und wir sehen das Spiel praktisch live. Es hat geregnet wie aus Eimern.

Gut, wenn man dann daheim auf dem Sofa sitzt und es sich gut gehen lässt.

Mac